01.12.2022
Mehr als 2.000 Personen haben sich beteiligt - nun liegen die Ergebnisse vor.
Die KEM Naturparkregion Lechtal-Reutte führte gemeinsam mit der Regionalentwick-
lung Außerfern eine bezirksweite Mobilitätsbefragung durch. Sie zeigt die Dominanz
des Autos im nordwestlichsten Bezirk Tirols. Gleichzeitig signalisiert die Bevölkerung
großes Interesse am Fahrrad und am E-Carsharing.
1.726 Umfrageteilnehmer*innen, davon 1.372 vollständig ausgefüllte Fragebögen erzielte
die von KEM-Manager Florian Strigl und Mobilitäts- und Standortmanager Alexander Höfner
erstellte Mobilitätsumfrage im Bezirk Reutte. Die Teilnehmerquote in den Gemeinden betrug
größtenteils 3 bis 5 Prozent. Vertreten waren dabei alle Bevölkerungsgruppen, lediglich bei
den unter 18-jährigen und über 65-jährigen war der Anteil etwas geringer.
Allein im Auto? 77 Prozent der Befragten sitzen täglich oder mehrmals die Woche hinter dem
Lenkrad. Die meisten von ihnen haben dabei viel Platz im Wagen, denn nur ein knappes Viertel
der Umfrage-Teilnehmer*innen fährt regelmäßig mit einem Auto mit. Und bei fremden Men-
schen mitzufahren ist für 56 Prozent der Männer und 58 Prozent der Frauen ein No-Go. „Die
Bereitschaft, bei anderen mitzufahren, ist doppelt so groß, wenn die Person über eine App
verifiziert werden kann – nämlich etwa 40 statt 20 Prozent“, erklären Höfner und Strigl.
Sie orten daher ein hohes Potenzial für Unternehmen, ihren Mitarbeiter*innen ein energieeffi-
zienteres Mobilitätsverhalten schmackhaft zu machen. Die beiden setzen dabei auf die App
von ummadum, mit der Punkte für klimaschonende Mobilität (Gehen, Radfahren, Fahrgemein-
schaft) gesammelt und bei zahlreichen Handelspartner*innen eingelöst werden können. Am
1. Dezember startete die kdg Holding im Lechtal ihre Teilnahme an ummadum, am 1. Jänner
folgen die Elektrizitätswerke Reutte. Zusammen beschäftigen die beiden Betriebe rund 600
Mitarbeiter*innen. „Wir hoffen, nächstes Jahr weitere Betriebe für die ummadum-App und da-
mit für die Bildung von Fahrgemeinschaften gewinnen zu können“, so Strigl.
Schwieriges ÖV-Terrain. Auch für ein verbessertes öffentliches Verkehrsangebot setzen sich
beide ein. Einen Stundentakt gibt es bei der Bahn, aber kaum bei den Regionalbuslinien.
Vielerorts kommt der Bus nur alle zwei Stunden, andernorts noch seltener oder gar nicht.
So nutzen gerade einmal zehn Prozent der Bevölkerung den öffentlichen Verkehr täglich oder
mehrmals pro Woche, Schulkinder inklusive. Als Gründe für die Nichtbenützung nennen die
Befragten vor allem zu wenige Verbindungen (48%), fehlende Anschlüsse (42%) und die
Nicht-Erreichbarkeit des Ziels (38%). Die Jüngeren vermissen Verbindungen am Abend.
Schnellbusse und AST. „Wir werden uns beim Verkehrsverbund Tirol für eine Angebotsver-
besserung stark machen, für eine bessere Taktung und eine Beschleunigung der Buslinien“,
verspricht Höfner. Derzeit halten die Busse an jedem Weiler – und so dauert die Fahrt meist
doppelt so lange wie mit dem Auto. Den beiden schweben daher Schnellbuslinien vor, die nur
in den größeren Zentralorten halten und von einem Anrufsammeltaxi-System ergänzt werden.
Fahrradbegeistert. Sehr fleißig sind die Außerferner:*innen beim Radfahren. 13 Prozent be-
steigen ihren Drahtesel täglich, 24 Prozent mehrmals die Woche. In Reutte und Umgebung
wird sogar fast jeder vierte Weg mit dem Rad zurückgelegt (Modal Split) – ein sensationeller
Wert angesichts eines Österreichschnitts von nur sieben Prozent. „Wir möchten das Radwege-
netz, die Sicherheit für den Alltagsradverkehr und das Angebot an Radabstellplätzen verbes-
sern“, sagen Höfner und Strigl.