19.06.2023
Regionalentwicklung in ländlichen Gebieten - was das Außerfern und das polnische Heiligenkreuz gemeinsam haben?
Am 9. und 10. Juni konnte die REA eine 60-köpfige Reisegruppe aus Polen begrüßen. Dabei handelte es sich um Teilnehmer einer Exkursion von drei Regionalentwicklungs-Vereinen aus dem polnischen Bezirk Heiligenkreuz. Die Region mit dem namensgebenden Heiligkreuzgebirge liegt zwischen Krakau und Warschau, beheimatet einen Nationalpark und mehreren Landschaftsschutzparks und liegt am Flusslauf der Weichsel. Der längsten Fluss Polens ist an weiten Teilen unreguliert und naturbelassen. Die Regionalmanagements arbeiten dort als sogenannte Lokale Aktionsgruppen (LAG) und unterstützen die Region bei der Umsetzung von wichtigen Projekten und der Abwicklung von EU-Förderungen, wie die REA im Außerfern.
Die Teilnehmenden aus den Bereichen Kommunalpolitik, Verwaltung, Tourismus, Landwirtschaft, Wirtschaft und Regionalentwicklung hatten viele Fragen im Gepäck. Unter anderem interessierten sie sich für das Zusammenspiel von Tourismus und Naturschutz, die Strukturen unserer bäuerlichen Betriebe und den Umgang mit Müllentsorgung und Recyclingsystemen in den Gemeinden.
Bei strahlendem Sonnenschein hießen REA-Obmann Günter Salchner und REA-Geschäftsführerin Lena Schröcker am Freitag die Gruppe am Plansee willkommen. Christian Angerer, Obmann der Bezirkslandwirtschaftskammer, berichtete über die Entwicklung der Landwirtschaft im Außerfern und die Herausforderungen der Klein- und Kleinstbetriebe im Nebenerwerb. In Höfen blickten die Besuchenden hinter die Kulissen eines kommunalen Wertstoffhofes. Bürgermeister Rüdiger Reymann informierte über die Trennsysteme und Recyclingwege der gesammelten Rohstoffe und die Aufgaben der Gemeinde. Am Abend stand dann die Besichtigung des Festungsensembles auf Ehrenberg auf dem Programm. Armin Walch, Geschäftsführer des Vereins Burgenwelt Ehrenberg, spannte dabei einen Bogen von der ersten Idee, die alten Gemäuer auf Ehrenberg zu erhalten und das kulturelle Erbe zu bewahren, bis hin zur aktuellen Errichtung eines barrierefreien Weges hoch oben auf dem Schlosskopf. Auch das Spannungsfeld von Tourismus, Naturschutz und kommerzieller Infrastruktur wurde diskutiert.
Am Samstag führte der Weg dann nach Forchach, wo Bürgermeister Karlheinz Weirather über die Geschichte der Hängebrücke erzählte. Das LIFE Projekt am Wildfluss Lech stellte Lena Nicklas, Teil des Geschäftsführungs-Duos des Naturpark Tiroler Lech vor. Auch die Aufgaben des Naturparks und die Besonderheiten am Tiroler Lech interessierten die polnischen Gäste sehr. Eine der regionalen Besonderheiten – das bedeutende Frauenschuh-Vorkommen in Martinau – wurde in Begleitung von Wolfgang Köck, Einsatzstellenleitung Bergwacht Elmen-Pfafflar, und der Naturführerin Gisela Köck erkundet. Funktion, Organisation und Einsatzgebiete der Tiroler Bergwacht wurden vorgestellt und auch Michael Kohler vom TVB Lechtal Tourismus war vor Ort und informierte über die Entwicklung eines naturnahen und nachhaltigen Tourismus in der Region. Obwohl Sprachbarrieren etwas aufwendig mittels Dolmetscher und Übersetzungs-App am Handy gelöst werden mussten, war es auch für die Verantwortlichen der REA ein sehr interessanter Austausch. Fazit der Beteiligten: „Die Einladung zum Gegen-Besuch lassen wir uns auf jeden Fall durch den Kopf gehen. Der Besuch hat jedenfalls gezeigt, dass Austausch und Voneinander Lernen speziell für kleinere, ländliche Regionen viele Chancen und Vorteile bieten.“
Fotos:
(1): REA-Obmann Günter Salchner, REA-Geschäftsführerin Lena Schröcker und Bezirkslandwirtschaftskammer-Obmann Christian Angerer mit der Besuchergruppe aus Polen am Ufer des Plansee. (Quelle: REA)